Katzen haben sieben Leben - Bild 01

Katzen haben sieben Leben

von Jenny Erpenbeck | Städtische Bühnen Münster 2002

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Besetzung

Therese Dörr, Marie-Claire Ludwig, Thomas Schweins

Team

Ausstattung: Anna Kirschstein
Inszenierung: Julia Heymann

Kritiken


Münstersche Zeitung | 01.06.2002 | von Sabine Müller

Katzen haben sieben Leben

Regisseurin Julia Heymann hat das böse Stück in Münsters Kleinem Haus noch dramatischer, noch dämonischer inszeniert, als es ohnehin schon ist. Es ist Heymanns zweite Regiearbeit: ein minimalistischer, in sich schlüssiger Umgang mit dem surrealen Textgewand. Es ist, als operiere sie am Text wie an einem offenen Herzen: präzise, konzentriert, aber auch sehr angestrengt.

Festgelegt sind die Charaktere nicht. Heymann hantiert ge- schickt mit den Rollen der Macht: Gerade noch ist Dörr die Fiese, dann ist Ludwig die unnachgiebige Jägerin. Unterstützt wird der Effekt auch durch ihre Kleidung - Hosenanzug und Kleid im gleichen Stoff. Die beiden bewegen sich dabei fast requisitenfrei, ja fast berührungsfrei in eine weißen, kalten, hell strahlenden Raum (Bühne und Kostüme: Anna Kirschstein). Eine eisgekühlte Atmosphäre. Dazu Donnergrollen, mystisch blaues Licht zwischen den Akten. Ein düsterer Blick in die Frauenseele, der allen vier Frauen viel Applaus einbrachte.
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Ultimo | 01.06.2002 | von Hannelore Meis

Katzen haben sieben Leben

Im von Jörg Glashörster geschickt ausgeleuchteten Bühnenraum des Kleinen Hauses der Städtischen Bühnen Münster steht ein einziger schwarzer Stuhl. Um den herum sind zwei anthrazit-gewandete Frauen (Bühne und Kostüme: Anna Kirschstein) 60 Minuten lang auf dem Weg zur Niederlage der jeweiligen Anderen.

Souverän spielen Therese Dörr und Marie-Claire Ludwig, von Regisseurin Julia Heymann strategisch klug verteilt, ein Repertoire diverser weiblicher Machtkonstellationen durch: mal als Mutter und Tochter, Lehrerin und Schülerin, Chefin und Angestellte, Ehefrau und Geliebte. Dabei endet die Sehnsucht nach der Nähe zur Anderen immer im Wunsch nach deren Vernichtung. Der Titel des Stückes kündigt einen dauerhaften Alptraum an, leise, beschwörende Klänge den Wechsel zum nächsten Duell.
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Westfälischer Anzeiger| 01.06.2002 | von Patricia Heyer

Katzen haben sieben Leben

...Regisseurin Julia Heymann inszeniert das Stück im Kleinen Haus der Städtischen Bühnen Münster als bedrückendes Stationsspiel. In aphoristischen Ausschnitten gibt sie Einblicke in verschiedene Lebenswelten. Zwischen den einzelnen "Realitätsfetzen" wird die puristisch gestaltete Bühne (Anna Kirschstein) ins Dunkel getaucht. Das Licht, das den nackten weißen Wänden einen künstlich-violetten Schimmer verleiht, erlischt.

Gelungen ist die Besetzung mit den beiden Darstellerinnen Marie-Claire Ludwig und Therese Dörr. Erstere kommt durch ihre äußere Erscheinung burschikos daher, mit Kurzhaar-Frisur und kantigem Körper. Ihr Gegenüber verkörpert eher den femininen Typus. Das lange Haar fällt Therese Dörr bis zu den weich gerundeten Hüften. Ihre Stimmen verkehren jedoch das Rollenverhältnis ins Gegenteil. Zart und zerbrechlich klingt Ludwig, wenn sie die von Selbstzweifeln geplagte Geliebte mimt. Oder die unerfahrene Schülerin, die ihr Innerstes nach außen kehrt, um eine große Künstlerin zu werden. Zum Beweis holt sie für ihre Meisterin ein Stück blutige Leber unter dem Kleid hervor - umsonst. Mit männlichem Charme hingegen gibt sich Dörr als Verführer; mit hämischer Freude offenbart sie sich der Gattin ihres Liebsten als deren Ablöse. Mit Leichtigkeit schlüpfen Ludwig und Dörr in die unterschiedlichen Charaktere. Die Grenzen zwischen Männlich und Weiblich sind aufgehoben.

Unabhängig von Alter und Geschlecht zeigen die Darstellerinnen komplexe Beziehungen zwischen Abhängigkeit und Vertrauen, Verweigern und Benutzen. Unterbrochen werden die einzelnen Sequenzen lediglich durch Klavierklänge und die schwermütigen Melodien der mexikanischen Musikerin Lhasa. Wie Katzen auf der Lauer kreisen die Frauen umeinander, bis eine der beiden stirbt. Immer und immer wieder. Einen Ausweg aus dem bedrückenden Kreislauf hält Erpenbeck in ihrem Stück nicht bereit; die Moral von der Geschicht`- gibt es nicht.
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