Zuhause - Bild 01

Zuhause

von Ingrid Lausund | Schlosstheater Celle 2011

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Besetzung

Sibille Helfenberger, Tim Bierbaum, Dirk Hoener

Team

Bühne und Kostüme: Alexander H. Schulz
Dramaturgie: Carola von Gradulewski
Inszenierung: Julia Heymann
Fotos: Jochen Quast

Kritiken

Cellesche Zeitung | 30.05.2011 | von Hartmut Jakubowsky

Premiere in der Kleinen Residenzhalle des Schlosstheaters: "Zuhause" kommt entzückend frisch daher

Vielleicht gibt es ja einen direkten Zusammenhang zwischen dem Umzug des Schlosstheaters auf das Gelände der CD-Kaserne und der Entscheidung, die Monologe der Theaterautorin Ingrid Lausund unter dem Titel "Zuhause" als letzte Premiere in dieser Saison auf den Spielplan der Kleinen Residenzhalle zu setzen.

Wenn man im nächsten Jahr wieder zurückkehrt in das alte Domizil im Schloss - ist man dann wieder zu Hause? Man weiß es nicht. Wenn es nach Ingrid Lausund geht, dann ist die Sache mit dem "Behaust-Sein" nämlich viel komplizierter, als man gemeinhin annimmt und oftmals auch gar nicht so lustig, wie es aussieht. Zumal wenn es um Singles geht, die ihrer Einsamkeit entfliehen wollen. Häusliche Geborgenheit gegen die Bedrohungen der Welt, auch wenn man vielleicht gar nicht alleine wohnt.

Aus ihrem 2008 erschienenen Buch "Bin nebenan - Monologe für zuhause" hat Regisseurin Julia Heymann sieben Episoden herausgesucht und sie zu einer "Sammlung tragikomischer Monologe über unterschiedliche Zeitgenossen und ihre Einrichtungsversuche" zusammengestellt. Herausgekommen ist eine recht unterhaltsame Collage aus einzelnen Bildern, deren Formate jeder schon einmal gesehen oder erlebt zu haben glaubt. Ob "Zielgruppensofa Leander" mit passendem Beistelltisch auf dem Weg durch das Leitsystem beim Möbel-Discounter oder Gedanken einer Frau um die Klebefolie in Carrara-Marmor-Optik für die glatten Flächen im Bad - stilvolle Einrichtung und ausgetüfetelte Bodypflege mit dem "Wohlfühlfaktor zehn" können Einsamkeit verdrängen, innere Zufriedenheit erzeugen und beim Knüpfen von Kontakten hilfreich sein. Und da ein Mann, allein zu Haus, sich keineswegs nur mit dem Fernseher begnügt, weiß er natürlich auch, sich anders zu beschäftigen. Er tut, was ein Mann tun muss. Sex sells. Auch wenn er mit drastischer Attitüde nur verbal daherkommt. Dagegen ist die weich erzählte Geschichte über die Nachbarin Ayse und die Teekanne ebenso skurril wie anrührend.

Julia Heymann wiedersteht der Versuchung, diese Szenen klamaukig zu überziehen, lässt Raum für Nachdenklichkeit und passt sich mit kleinen, netten Spieleinfällen dem abgespeckten Bühnenbild mit seinen vielen, heillos verstreuten Klamotten (Bühne und Kostüme Alexander H. Schulz) nahtlos an. In Sibille Helfenberger, Tim Bierbaum und Dirk Hoener hat sie Darsteller, die sich in verschiedenen Rollen zwischen gebremster Komik, anrührender Tragik und einer kleinen Portion Comedy in Mimik und Gebärde bestens bewähren. Und Ingrid Lausunds Stück? Entzückend frisch im Äußeren und ernsthaft nachdenklich dahinter. Ganz neu allerdings ist der Stoff nicht. Aber gut, dass mal darüber gesprochen wurde. Viel Beifall am Schluss.

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